Wie klug sind Therapeut*innen?

Haben Sie Angst vor Psychotherapeut*innen? Fürchten Sie sich davor, von ihnen "durchschaut" zu werden? Ist es Ihnen peinlich, Ihr Inneres vor ihnen auszubreiten? Befürchten Sie vielleicht sogar eine Gehirnwäsche?

Peinliche Gefühle am Anfang der Therapie? Ganz normal!

Diese unangenehmen Gefühle haben viele von uns, wenn sie eine Therapie anfangen. Wir glauben, die Therapeut*innen seien uns überlegen, und wir unterstellen ihnen Macht über uns, die sie missbrauchen könnten. Natürlich können Verletzungen – wie in jedem Kontakt – auch in der Therapie geschehen. Gute Therapeut*innen wissen jedoch um diese Gefahr und sind dementsprechend achtsam. Die peinlichen Gefühle verschwinden dann auch meist recht schnell, und wir fassen Vertrauen.

Therapeut*innen sind auch nur Menschen

Überlegen ist ein Therapeut nur in seinem Fachgebiet. Als Mensch muss er oder sie sich mit ähnlichen Schwierigkeiten auseinandersetzen wie seine oder ihre Klient*innen. Theapeut*innen sitzen im selben Boot wie sie und sind auch nicht gegen Krisen, Schwächen und Fehler gefeit. Auch sie können sich zum Beispiel einsam fühlen oder Schlafstörungen haben.

Therapeut*innen waren (oder sind) selbst Klient*innen

Nicht nur, weil es zu einer guten Therapieausbildung gehört, haben Therapeut*innen selbst reichlich eignene Therapieerfahrung genossen und gehen ab und zu vielleicht auch weiterhin zur Therapie. Sie wissen also, wie es sich anfühlt, auf dem Klientenstuhl zu sitzen. Darum sollten sie ihren Klient*innen bescheiden und auf Augenhöhe gegenübertreten. Die Rollen sind nur zufällig so verteilt: Es hätte auch gut sein können, dass die Stühle von Therapeut*in und Klient*in vertauscht wären.

Eine Begegnung auf Augenhöhe

Für Gefühle von Über- oder Unterlegenheit gibt es in der therapeutischen Beziehung also keinen Grund. Sollten wir sie als Klient*in oder Therapeut*in dennoch empfinden, hat das vor allem damit zu tun, dass Klient*innen sich meist in Not befinden, auf Hilfe angewiesen sind und ihren Therapeut*innen "Macht" zuweisen.

Therapeut*innen kennen keine Peinlichkeit und keine Tabus

Also denken Sie sich einfach: Es ist wie beim Arzt, dem man sich unter Umständen nackt zeigt: am Anfang etwas komisch, aber dann ganz normal. Und: Der Arzt ist das gewohnt und denkt sich nicht viel dabei. Genauso selbstverständlich ist es auch für Therapeut*innen, wenn ihnen ihre Klient*innen von ihren geheimsten Ängsten, Wünschen oder Schwächen erzählen.

Wenn Sie überlegen, eine Therapie zu beginnen, aber noch Hemmungen davor haben, dann darf ich Ihnen meinen Ratgeber"Mut zur Psychotherapie!" empfehlen. Die Lektüre wird Ihnen einen Blick "hinter die Kulissen" der Psychotherapie vermitteln, sodass danach Ihre meisten Bedenken verschwunden sein werden.