Liebeskummer

Wenn das Herz so weh tut

Liebeskummer ist eine akute und existenzielle Krise. Ein lebenswichtiger Mensch hat uns verlassen - manchmal sogar aus heiterem Himmel. Mit ihm oder ihr scheint auch das ganze Glück unseres Lebens verloren gegangen. Wir fühlen uns allein. Eine tiefe Einsamkeit und Verlassenheit verschlingt uns, und das Leben fühlt sich vollkommen sinnlos an.

Es geht gefühlt ums Überleben

Der Grund: In Liebesbeziehungen aktivieren wir unbewusst die Gefühle, die wir als Kinder zu unseren Eltern hatten. In der Liebe betritt also unser inneres Kind die Bühne. Damals hing alles Glück, aber auch das Überleben von den Eltern ab. Deshalb ist Liebeskummer auch besonders schlimm für Menschen, die schon als Kinder Verlassenheit erlebt haben und davon vielleicht sogar traumatisiert wurden - oft wissen sie nichts davon. 

Dazu kommen bei Liebeskummer die seelischen Schmerzen. Und sie sind nicht nur genauso quälend wie körperlicher Schmerz, sondern seelische Schmerzen werden tatsächlich in denselben Arealen des Gehirns verarbeitet. Sie sind also genauso schwer zu ertragen wie etwa heftiges Zahnweh.

Warum bloß?!?

Wir zermartern uns das Hirn: Warum hat er oder sie uns verlassen? Was haben wir falsch gemacht? Sind wir vielleicht nicht gut genug? Tiefe Selbstzweifel, Minderwertigkeit und Schuldgefühle können die Folge sein. Vielleicht zweifeln wir sogar am Leben selbst und bekommen Gedanken, dass wir nicht mehr leben wollen.

Antworten auf das Warum gibt es meist nicht. So wie wir nicht genau wissen, warum wir uns in einen Menschen verlieben, wissen wir auch nicht, warum sich die Liebe eines Tages in Luft aufgelöst hat. Normalerweise hat niemand Schuld daran. Das Ende der Liebe ist oft ein Naturereignis wie die Liebe selbst.

Was kann bei Liebeskummer helfen?

Das Wort "Liebeskummer" klingt etwas harmlos und verniedlichend. Tatsache ist: Wir sind für eine gewisse Zeit seelisch krank - so wie in jeder tiefen Krise. Und jede Krankheit braucht ihre Zeit und hat ihre Heilmittel. Was kann uns also bei Liebeskummer helfen? Zuerst einmal sollten und dürfen wir unsere Gefühle ernst nehmen, damit wir bei uns selbst ankommen. Wenn wir unsere Gefühle nämlich bekämpfen, bekämpfen wir damit uns selbst. Die Forschung sagt sogar: Der Schmerz und seine Verarbeitung sind wichtig für die Gesundung.

Ganz wichtig: Kein Kontakt zum/zur Ex! Denn Liebeskummer ist vergleichbar mit einer Suchterkrankung und da hilft nur der absolute Entzug. Sonst reißt jeder Telefonanruf, jeder Chat-Kontakt die Wunde wieder auf, und wir werden "rückfällig".

Essen, trinken, schlafen und Routinen

Gesund werden können wir nur, wenn wir ins Leben zurückfinden. Dafür ist es als Erstes unabdingbar, dass wir uns um unseren Körper kümmern. Das heißt, wir müssen essen, trinken, schlafen und uns bewegen - auch wenn wir uns am Anfang etwas dazu zwingen müssen. Wir brauchen Routinen wie morgens aufzustehen und an die Arbeit zu gehen, egal wie es uns geht.

Lenken Sie sich also nach Möglichkeit ab, auch wenn's schwer fällt! Und dann brauchen wir natürlich Kontakt zu anderen Menschen, damit wir wieder spüren, dass wir wertvoll sind und gemocht werden.

Hilfe holen bei Liebeskummer?

Spätestens wenn Sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen oder konkrete Selbstmordgedanken haben, sollten Sie sich professionelle Hilfe holen. Aber auch sonst kann ein Profi hilfreich sein, Sie durch die verschiedenen Phasen des Liebesschmerzes zu begleiten.

Denn die Erfahrung zeigt: Liebeskummer ist nicht unbedingt eine Sache von ein paar Wochen oder Monaten. Es kann tatsächlich Jahre dauern, bis die schmerzende Wunde sich ganz geschlossen hat. 

Oft ist die Heftigkeit und lange Dauer von Liebeskummer ein Anzeichen für Traumata in unserer Kindheit. Dann ist es sinnvoll, das im Rahmen einer Psychotherapie zu bearbeiten. Denn: Erfahrungsgemäß zeigen sich Traumata leider nicht nur einmal im Leben, sondern immer wieder.